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Vorschläge für einen nachhaltigeren Wissenschaftsbetrieb durch Reduzierung der Reisetätigkeit

Stellungnahme

Anna Cord, Valerie Domcke, Astrid Eichhorn, Jonas Peters, Michael Saliba und Fabian Schmidt
Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit, Berlin 28.10.20

Reisen im Rahmen des Wissenschaftsbetriebs verursachen einen verhältnismäßig großen CO2-Ausstoß. So führt ein einzelner Hin- und Rückflug von Frankfurt nach New York zu 2,5 Tonnen emittiertem CO2. Im Vergleich dazu beträgt die Gesamtmenge an CO2, die laut Schätzungen des IPCC noch emittiert werden darf, bevor irreversible Folgen auftreten, circa 500 Gigatonnen. Dies entspricht etwa 1,8 Tonnen CO2 pro Person und Jahr bis 2050. Diese einfache Rechnung zeigt, dass ein Umdenken erforderlich ist.

Vorbehalte gegen Online-Konferenzen, -Workshops und -Seminare, die eine klare Alternative zum Reisen bieten, sind nach wie vor weit verbreitet. Beispielsweise war bei uns in der Jungen Akademie die Skepsis gegenüber dem Vorschlag, unser dreitägiges Plenum online abzuhalten, zunächst groß. Aufgrund der COVID19-Beschränkungen musste das Frühjahrs-Plenum 2020 jedoch virtuell stattfinden. Dieses „Experiment“ verlief überraschend gut. Manchmal muss man Dinge einfach ausprobieren.

Wir listen in diesem Papier konkrete Vorschläge auf, die sich an einzelne Wissenschaftler*innen, Geldgeber*innen, Konferenzorganisator*innen, Universitäten und Forschungseinrichtungen richten. Wo möglich, ergänzen wir dies durch persönliche Erfahrungen und erklären, wo Nachteile und Nachbesserungsbedarf bestehen. Konkrete Praxistipps, auch technischer Art, werden in einem gesonderten Anhang aufgelistet und laufend aktualisiert. In einem kurzen Ausblick zeigen wir auf, dass ein Wandel in der Reisekultur eine große Chance im Hinblick auf mehr Diversität bietet.

Bevor wir mit konkreten Vorschlägen beginnen, möchten wir einen zentralen Punkt hervorheben: Es bleibt nicht viel Zeit, die notwendige Trendwende in der Klimaentwicklung zu erreichen. Es ist bekannt, dass man sich mit Problemen solchen Ausmaßes schnell überfordert fühlen kann. Daher ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass eine kleine Verhaltensänderung besser ist als keine Verhaltensänderung — das Perfekte ist der Feind des Guten.

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