Geld und Gesellschaft

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Gesellschaften haben Geld als eine Rechnungseinheit entwickelt, um einen gemeinsamen Wert zu bezeichnen. Doch Geld ist nicht nur ein ökonomisches Zahlungsmittel – es ist auch eine Form der symbolischen Kommunikation, mit der gesellschaftliche Zusammenhänge verhandelt werden: Was ist wem wieviel wert? Wer kann auf etwas verzichten, wem gesteht man etwas zu? Entspricht unser Geld noch dem, was wir als Gesellschaft kollektiv schätzen? Im Sprechen über und der Zuteilung von Geld kristallisieren sich Ansichten, Meinungen und Werte heraus.

Doch obwohl Geld jeden einzelnen Menschen betrifft, bleibt es für viele Menschen eine Black Box. Praktiken und Zusammenhänge hinter Geldverteilung und Geldströmen, Zinsen und Inflation werden oft zu wenig beleuchtet. Damit ist das Wissen über Geld (oder dessen Mangel) ein Beispiel für die generelle Entkoppelung von ökonomischen Strukturen und zivilgesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen in der öffentlichen Wahrnehmung. Wirtschaftliche Zusammenhänge werden oft als von der Gesellschaft losgelöst betrachtet. Das ist umso gravierender als der derzeit stattfindende Übergang von Bargeld zu digitalem Geld zu einer tiefgreifenden Neuverhandlung des Machtverhältnisses zwischen der öffentlichen und der privaten Sphäre führt. Die Gesellschaft befindet sich an einem historischen Scheideweg, an dem sie Veränderungen hin zu einer sozial gerechteren und ökologisch nachhaltigeren Wirtschaftsordnung ermöglichen oder behindern kann. Doch in der Öffentlichkeit wird dieser Übergang kaum diskutiert.

Das will die Arbeitsgruppe „Geld und Gesellschaft“ ändern und verbindet ökonomische mit kulturellen Blickwinkeln. So wie die Verfassung von Geld alle Sektoren der Gesellschaft durchzieht – vom multinationalen Unternehmen bis zum Taschengeld, von Kunst bis Börsenhandel – so berührt das Verständnis von digitalem Geld alle wissenschaftlichen Disziplinen, Physik und Data Science, Philosophie und Recht, Politikwissenschaft und Pädagogik. Für die folgenden Jahre planen die Mitglieder der Arbeitsgruppe, dieses Verständnis wissenschaftlich zu vertiefen und mit der Öffentlichkeit und der Politik darüber in einen Dialog zu treten. Ihr Ziel: Ideen zu einer Geldverfassung zu entwickeln, die geeignet ist, ein sozial und ökologisch gerechtes Gemeinwesen zu organisieren.

2023

In einem ersten Workshop am 27. April 2023 bringen die Teilnehmer*innen ihre verschiedenen Perspektiven auf Geld und Gesellschaft zusammen, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Klima und Kunst liegt. Er bietet auch einen Beitrag zur (westlichen) Geschichte des Gelddenkens durch einen Vortrag von Stefan Eich (Georgetown University). Der Workshop schließt mit der Formulierung eines Ziels für die Arbeitsgemeinschaft in Form von konkreten Ergebnissen.

Sprecher*innen

beteiligte Mitglieder

beteiligte Alumni / Alumnae

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