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Grenzen – Vom Überwinden von Hindernissen
Ausgabe #21
Magazin
Redaktionsentscheidungen haben ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten. Als wir uns für „Grenzen“ als Dossierthema des Junge Akademie Magazins entschieden, war kaum abzusehen, wie brandaktuell das Thema beim Erscheinen des Heftes tatsächlich sein würde. Und so erscheint im Angesicht von Grenzzäunen, Grenzkontrollen und Obergrenzen unser Magazin diesmal fast als eine tagesaktuelle Ausgabe.
Grenzen haben schon immer unser Leben bestimmt. Sie begegnen uns in vielfältigster Weise. Auf dem täglichen Weg zu meinem Labor in Marburg passiere ich das Landgrafenschloss, das einst als „Mark“-Burg die Grenze zwischen den Besitzungen der Landgrafen von Thüringen und dem Erzbistum Mainz markierte. Eine längst vergessene Grenze in Zeiten der Reisefreiheit des Schengen-Raums. Wie diese neue innereuropäische Grenzenlosigkeit letztlich zur Abschottung Europas führte und die derzeitige Flüchtlingskrise verschärfte, erzählt die Ethnologin Silja Klepp in einem Gespräch. Mitte Mai organisiert sie zum Thema „Geflüchtete an deutschen Hochschulen“ eine Konferenz in Berlin.
Grenzen sind wichtig. Auf meinem Fahrradweg zur Arbeit steht eine Ampel oft auf rot und weist mich in die Schranke, sie zeigt mir aber auch, wie sinnvoll Grenzen sein können, um unser Zusammenleben zu regeln. Über die positiven Seiten von Grenzen schreibt die Medienkulturwissenschaftlerin Evelyn Runge: Wo beginnt und endet Moral im Fotojournalismus? Und der Literaturwissenschaftler Caspar Battegay begibt sich in ein experimentelles Zwiegespräch mit der von uns allen gefürchteten deadline, ohne die es diese Ausgabe wohl nicht geben würde.
Grenzen fordern heraus. In meinem Labor angekommen, bin ich weiterhin als Grenzgänger unterwegs. Als synthetischer Biologe forsche ich an der Grenze von Leben und Unbelebtem. Über wissenschaftliche „Grenzerfahrungen“ berichtet auch der Chemiker Hans Jakob Wörner, der an der atomaren Auflösung forscht. Der Psychologe Philipp Kanske, der Linguist Christian Stein sowie die Wissenschaftgeschichtler Fabian Krämer und Veronika Lipphardt runden das Dossier ab mit Beiträgen über zwischenmenschliche und interdisziplinäre Grenzen. Gerade letztere begegnen uns als Mitglieder der Jungen Akademie immer wieder und müssen jedesmal aufs Neue überwunden werden. Alle Schranken sind bloß des Übersteigens wegen da, schrieb Novalis.
Grenzenloses Vergnügen beim Lesen wünsche ich im Namen der Redaktion Tobi J. Erb
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