Publics under Threat

Bedrohte Öffentlichkeiten: Wer ist Teil von Öffentlichkeiten? Wer kann mitsprechen? Und wer bleibt außen vor?

Öffentlichkeiten und ihre Grenzen spielen in Diskussionen zu digitaler Kommunikation, zur Meinungsfreiheit und zur Zukunft der Demokratie eine zentrale Rolle. Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und der Covid19-Pandemie sind Öffentlichkeiten z.B. im Zusammenhang mit Fake News, Filterblasen und gesteuerten Informationsflüssen in den Blick geraten.

Doch selten wird die Spannung zwischen der Expansion und Fragmentierung von Öffentlichkeiten explizit auch in globaler Perspektive in den Blick genommen. Dabei ist das Thema der Begrenzung von Öffentlichkeiten zunehmend im Kontext von Macht- und Geopolitik zu sehen. Zudem ist grundlegender zu fragen, wer überhaupt Teil von Öffentlichkeiten ist und sein kann? Wer kann mitsprechen? Und wer bleibt außen vor?
Einerseits erhalten größere Teile der Weltbevölkerung durch neue Medientechnologien Zugang zu Informationen. Anderseits sehen wir explizite (und oftmals auch erfolgreiche) Versuche autoritärer Staaten, „ihre“ Öffentlichkeit von globalen Debatten abzuschotten; Desinformation, Fragmentierungsprozesse, algorithmisch gesteuerte Kommunikation und soziale Ausschlussmechanismen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Die Spannung zwischen der Expansion von Öffentlichkeiten und ihrer bestehenden oder sogar zunehmenden – geographischen, sozialen, medialen und politischen – Begrenzung schwingt in vielen Debatten mit, wird aber noch nicht ausreichend thematisiert.

Die Junge Akademie plant zwei Abendveranstaltungen in Wien und Berlin, bei denen diese aktuellen Fragen mit einem Kreis von Gästen diskutiert werden. In Wien wird dabei Osteuropa als Feld bedrohter Öffentlichkeiten im Mittelpunkt stehen. In Debatten über Populismus, Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit wird die Bedrohung von Öffentlichkeit in dieser Region besonders deutlich. In Berlin rücken der Nahe Osten und Südasien ins Zentrum und wir beschäftigen uns mit Protestbewegungen und Öffentlichkeit, z.B. im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling oder in Iran.

Die Veranstaltung baut auf den Forschungsergebnissen der Emmy-Noether-Gruppe Reaching the People: Communication and Global Orders in the Twentieth Century (FU Berlin, 2017-2022) auf und setzt diese mit gegenwärtigen Themen und Konflikten in Beziehung.

beteiligte Mitglieder