Manieren!

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind in vielfältiger Weise Normen unterworfen.

Der Komplex von Sollens- und Verbotsvorschriften ist dabei sehr vielfältig und heterogen. Kodifizierte Verhaltenserwartungen, die speziell für das Handeln von Forschern formuliert wurden, wie etwa die "Grundsätze zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" der DFG, erfassen nur einen relativ kleinen Ausschnitt von Handlungen und orientieren sich unausgesprochen an ganz bestimmten Disziplinen.

Darüber hinaus bestehen vielfältige Normen für das richtige Handeln von Wissenschaftlern. Vermutlich stellen diese anderen Normen sogar den Löwenanteil und sind keineswegs weniger bedeutsam, auch wenn sie nicht in verschriftlichter Form von einer Institution erlassen wurden. Hier geht es um Konventionen, Standards, Höflichkeitsregeln und Fragen des wissenschaftlichen Stils - oder anders gesagt: Manieren. Kaum ein Handlungsfeld, für das es nicht Normen der Schicklichkeit und Klugheit gibt: Vorworte und Danksagungen, die "üblichen Bewerbungsunterlagen", die Wahl von Forschungsthemen, die Planung des eigenen Lebenslaufs ("have been in America"), die demonstrative Anwesenheit am Arbeitsplatz zu früher oder später Stunde, das geziemende Auftreten auf Konferenzen (Anreden, Titel, Gestus, Habitus, Kleidung), die Bewertung von "Modethemen", Zitierkonventionen, das Einfädeln von wohlwollenden Reviews und vieles mehr.

Diskussionen und Expertenrunden

Die AG Manieren! hat drei Veranstaltungen organisiert, bei denen diverse Arbeitsschwerpunkte näher beleuchtet und diskutiert wurden.

Podiumsdiskussion 2008: „Forschen auf Globalesisch - verarmt die Wissenschaft durch standardisierte Sprache?“ Expertenrunde: Forschungsförderung

Expertenrunde: Forschungsförderung

Die AG Manieren! diskutierte mit den Programmdirektorinnen und -direktoren der Deutschen Forschungsgemeinschaft über "Vernetzung, Originalität und Risiko", "Transparenz" sowie "Qualitätssicherung und ihre Folgen". Anlass für die Einladung und Organisation dieser Veranstaltung durch die DFG war das Thesenpapier "Wissenschaft als Norm(al)fabrik", das im Sommer 2006 an maßgebliche Wissenschaftsorganisationen in Deutschland verschickt wurde.

Thesenpapier „Wissenschaft als Betrieb und Norm(al)fabrik“

Expertenrunde 2006

Praktiken der Antragstellung und Begutachtung in unterschiedlichen Fächern und Instituten

Im Anschluss an einen Workshop mit Sandra Beaufays, Michael Hartmann und Martin Mosebach im Februar 2005 in Frankfurt am Main luden Mitglieder der AG Manieren! führende Vertreter deutscher Wissenschafts- und Förderorganisationen im Januar 2006 nach Weimar ein, um die unterschiedlichen Fächerkulturen und institutionellen Praktiken von Antragstellung und Begutachtung näher zu beleuchten und kritisch zu hinterfragen.

Im Zentrum standen insbesondere die Rolle und Auswahl der Gutachter (vor allem in kleinen Fachbereichen), die Beurteilung von originellen und unorthodoxen Projekten und die Frage der Selbstnormierung durch Anpassung an ungeschriebene Regeln der Antragstellung und des Antragstils.

Publikationen

Die AG Manieren! publizierte 2010 den Sammelband "Mekkas der Moderne. Pilgerstätten der Wissensgesellschaft" und 2006 das im C.H. Beck Verlag veröffentlichte Lexikon "Der Campus-Knigge".

Details

Presseecho

Die Aktivitäten und Publikationen der AG Manieren! wurden in einer langen Reihe von Presseveröffentlichungen gewürdigt.

beteiligte Alumni / Alumnae

Aktivitäten