Langeweile und Ekstase

Ausgabe #18

Magazin

Evelyn Runge (Hrsg.)
23.09.14

Langeweile ist ein besonders intensiver Gefühlszustand. Das behauptet Zeitforscher Marc Wittmann im Gespräch mit Jule Specht, Psychologin und Mitglied der Jungen Akademie (JA). Wie viel Zeitempfinden, und damit das Empfinden von Langeweile oder Ekstase, mit Körperlichkeit zu tun hat, wird bei Specht und Wittmann sehr deutlich – sei es im Fußball, als Überlebensstrategie oder in unterschiedlichen Lebensphasen als Kind oder als alter Mensch.

Die Zeit und ihre Wahrnehmung ist das verbindende Element der Texte im Dossier dieses Junge Akademie Magazins (JAM) zu Ekstase und Langeweile. Was den JA-Mitgliedern zu diesen zwei Schlagworten einfällt, lesen Sie in den Wort- wolken auf den Umschlaginnenseiten. Wie sich Langeweile und Kurzweil sprach- und kulturhistorisch entwickelt haben, zeigt Henrike Manuwald, Juniorprofessorin für Germanistische Mediävistik: Weile bezeichnet eine Zeitspanne, deren Dauer durch das Adjektiv näher bestimmt wird. Der Komponist und Musikwissenschaftler Gordon Kampe untersucht ein Internetvideo mit dem Titel „Musik aus Langeweile“, und das auf höchst amüsante und kurzweilige Weise. In unserem Porträt stellen wir Ihnen JA-Mitglied Daniel Chappell vor. Der Mediziner weiß aus seinem Klinikalltag: Dem Patienten geht es gut, wenn dem Anästhesisten langweilig ist. Julian Klein, Komponist, Theaterregisseur und JA-Alumnus, erklärt den Woodstock-Effekt – „Musik quasi als Droge, um sich in eine andere Realitätsebene zu begeben“ – und zeigt, dass Ekstase der Kunst abträglich sein kann: Ein Verlust an Konzentration und Kontrolle auf der Bühne kann sogar gefährlich werden. Wird Langeweile also unterschätzt und Ekstase überbewertet?

Im zweiten Teil des Heftes stellen wir Ihnen die laufenden Projekte unserer Arbeitsgruppen vor. Wir berichten über ein interdisziplinäres Symposium über das Lachen, die Suche nach unbekannten Räumen sowie über Ausflüge von JA-Alumni in die Welt des Films. Langeweile? Kennen wir in der Jungen Akademie jedenfalls nicht.

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen im Namen des Redaktionsteams Evelyn Runge

beteiligte Alumni / Alumnae

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