Traumgeschichten

Inwiefern lassen sich Träume als Gegenstand der mittelalterlichen Literatur werten? Wie ist der Luzidtraum zu einem neurowissenschaftlichen Forschungsgegenstand geworden?

Grafik eines weißen, strömenden neuronalen Netzes im Gehirn auf schwarzem Hintergrund
Foto: Alina Grubnyak

Träume faszinieren die Menschheit seit jeher, von der Geschichte von Joseph und Pharao in der Genesis oder Penelopes Unterscheidung zwischen bedeutenden und unbedeutenden Träumen in Homers Odyssee bis in die moderne Kinogeschichte und den Hype um luzides Träumen in Mindfulness-Apps. Reich an unentdeckten Ideen und Praktiken bildet auch das Mittelalter eine ideale Grundlage für neue Einsichten zum Thema Traum: Träume wurden vielfach als übernatürliche Botschaften verstanden, aber auch soziale und kulturelle Aspekte wurden in mittelalterlichen Traumtheorien betrachtetet. Darüber hinaus wurden Träume von Gelehrten und Dichtern als literarisches Genre verwendet, das als Vehikel für ihre Vorstellungen von Gesellschaft, Religion und menschlichem Wohlergehen diente.

In einem interdisziplinären Projekt mit zwei Modulen widmet sich die Projektgruppe Traumgeschichte(n) vom Mittelalter bis zur gegenwärtigen Wissenschaftsgeschichte, um auf unterschiedliche Weisen geisteswissenschaftliche Forschung und neurowissenschaftliche Forschung über Träume zusammenbringen. Im ersten Modul, der in einem Workshop mündet, werden Träume als Gegenstand der mittelalterlichen Literatur einer neuropsychologischen Bewertung unterzogen. Im zweiten Modul widmet sich eine wissenschaftshistorische Untersuchung im Labor der Frage, wie der Luzidtraum zu einem neurowissenschaftlichen Forschungsgegenstand wurde.

23.06.2022

Workshop „Mentale Bilder im Mittelalter und Neuroscience – neue Perspektiven“

Die Fähigkeit, Bilder vor „dem inneren Auge“ zu sehen, wurde im Mittelalter in scholastischen Schriften theoretisch diskutiert sowie in literarischen Texten kritisch dargestellt. Mentale Bilder wie z.B. Visionen, Tagträume und Schlafträume spielten bei epistemologischen Prozessen, religiösen Erfahrungen und künstlerischen Auseinandersetzungen eine wichtige Rolle für die Frage der Wahrheitsfindung und -repräsentation. Trotz ihrer Bedeutung für das historische Verständnis vom menschlichen Hirn bleiben aber mittelalterliche Konzepte des „inneren Sehens“ untererforscht. Können aktuelle Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften helfen, die mittelalterlichen Quellen neu zu erschließen? Und können im Umkehrschluss Ideen aus dem Mittelalter inspirierend wirken für innovative Experimente im neuropsychologischen Bereich? Der Hamburger Workshop widmete sich diesen Fragen, indem Wissenschaftler*innen aus den betroffenen Bereichen zur interdisziplinären Diskussion zusammenkommen.

Organisiert wurde der Workshop von der Mediävistin Racha Kirakosian (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Hamburg Institute for Advanced Study).

Alle Infos zum Workshop sind auch hier zu finden.

Rückblick

Am 23. Juni 2022 fand in Hamburg der vom Hamburger Institute for Advanced Study (HIAS) und der Jungen Akademie geförderte Workshop zum Thema „Medieval Mental Images and Neuroscience“ statt.

beteiligte Mitglieder

beteiligte Alumni / Alumnae

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