• Publikationen
  • Konkurrenz und Kooperation. Zum Thema Berufungsverfahren in Deutschland

Konkurrenz und Kooperation. Zum Thema Berufungsverfahren in Deutschland

Stellungnahme

Giovanni Galizia
Berlin 18.02.05

Berufungsverfahren in Deutschland sind eine langwierige und komplexe Angelegenheit. Ihre Resultate erscheinen oft als zwielichtig und werden in vielen Fällen von den beteiligten Akteuren, insbesondere den Bewerbern, als unwürdig und nicht transparent empfunden. Diese Diagnose ist an sich nicht neu: Artikel in der Presse, Stellungnahmen des Wissenschaftsrats, Interviews mit Rektoren und Nachwuchswissenschaftlerinnen, „best practice“-Kataloge des Hochschulverbands – alle sind sich einig, und zwar schon seit langer Zeit, dass Handlungsbedarf besteht. Trotzdem scheint sich in der Praxis wenig zu verändern. Wie kommt es zu dieser paradoxen Situation? In der Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik der Jungen Akademie sind wir dieser Frage nachgegangen. Dreh- und Angelpunkt ist unserer Meinung nach die Interessenlage der an Berufungskommissionen beteiligten Akteure: unter welchen Umständen ist es für sie von Vorteil, den besten Kandidaten zu berufen, und wann lohnt es sich, ein Verfahren zu blockieren oder einen schwächeren Kandidaten auszuwählen?

Um die Qualität von Berufungsverfahren zu verbessern, müssen Bedingungen geschaffen werden, durch die alle davon profitieren, den Besten oder die Beste in einem möglichst zügigen und transparenten Verfahren auszuwählen. Dies ist erstens der Fall, wenn man persönlich vom Erfolg der anderen profitiert: hierfür schlagen wir ein System von „Strukturmitteln“ vor. Zweitens trifft dies zu, wenn der eigene Erfolg an den Erfolg der Gruppe gekoppelt ist: wir brauchen daher stärkere Konkurrenz um Ressourcen auf der Ebene von Instituten, Fakultäten und Universitäten, weniger von einzelnen Professorinnen und Professoren. Wir gehen davon aus, dass diese Steuermechanismen langfristig auch zu einer professionelleren Einstellung gegenüber Kollegen wie Studierenden führen, was sich nicht zuletzt auf die soziale Praxis in Berufungsverfahren auswirken sollte.

beteiligte Alumni / Alumnae

Weitere Publikationen