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Ad-hoc-Stellungnahme des Präsidiums der Jungen Akademie zur Situation von Wissenschaftler*innen auf befristeten Stellen

Ad-hoc-Statement

Präsidium der Jungen Akademie
Berlin 12.11.21

Das Präsidium der Jungen Akademie

Wir beziehen aus gegebenem Anlass Stellung zur Situation von fortgeschrittenen Postdocs und Gruppenleiter*innen (d.h. Wissenschaftler*innen der Kategorie R3) auf befristeten Stellen im deutschen Wissenschaftssystem. In Deutschland wird diese Kategorie oft gemeinsam mit Wissenschaftler*innen, die erst in beschränktem Umfang wissenschaftliche Unabhängigkeit erreicht haben, d.h. in ihrer Promotion oder frühen Postdocphase sind, zur Kategorie der “Nachwuchswissenschaftler*innen” zusammengefasst. Diese Zusammenfassung ist nicht sinnvoll, wenn es beispielsweise um Fragen der Angemessenheit von Stellenbefristungen geht.

Aus der Befristung auch nach der frühen Postdocphase resultieren Probleme sowohl für individuelle Wissenschaftler*innen als auch für das deutsche Wissenschaftssystem als Ganzes. Diese Probleme sind hinlänglich bekannt und vielfach thematisiert, und beinhalten insbesondere eine geringere internationale Kompetitivität des deutschen Wissenschaftssystems.

Die prekäre Situation dieser Wissenschaftler*innen ist ein strukturelles Problem, das seit Längerem bekannt ist, aber dessen Lösung bisher nicht ausreichend priorisiert wurde. Daher liegt das aus den unwägbaren Karrierewegen resultierende Risiko derzeit bei individuellen Wissenschaftler*innen, nicht jedoch bei den Institutionen.

Eine einfache, schnelle und für alle Disziplinen gleichermaßen anwendbare Lösung für dieses Problem existiert höchstwahrscheinlich nicht, daher nehmen wir hier Abstand von der Empfehlung eines einzelnen Lösungsmodells. Stattdessen fordern wir eine ergebnisoffene und lösungsorientierte Debatte und eine verbindliche Umgestaltung der akademischen Strukturen. Für das Gelingen dieses Prozesses ist das Einbeziehen von fortgeschrittenen Postdocs und Gruppenleiter*innen zentral.

Wir erachten es als dringend notwendig, dass in Zukunft strukturelle Entscheidungen über Karrierewege von Wissenschaftler*innen nicht mehr über die Köpfe von Wissenschaftler*innen auf befristeten Stellen hinweg getroffen werden, sondern diese auf Augenhöhe miteinbeziehen. Dies bezieht sich sowohl auf Konsultationsprozesse für zukünftige gesetzliche Rahmenbedingungen als auch für deren verbindliche Umsetzung und Implementierung an deutschen Hochschulen und anderen Wissenschaftsorganisationen.

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